Presse: Bedroht Windkraft seltene Tiere wie die Wildkatze?

Bürgerinitiative ·Hirschberg zeigt Unverständnis über Planungen

-von Burkhard Westerweg-

ALTENDIEZ. Naturfreunde in der Verbandsgemeinde Diez sehen durch den Bau der im Altendiezer Wald und am Höchst geplanten Windräder die Vorkommen der dort lebenden Wildkatze massiv bedroht.

Aufgrund ihrer Gefährdung trage Deutschland als Verbreitungsschwerpunkt international eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Tiere, stellte Sascha Seehaus von der Bürgerinitiative Hirschberg fest. Die Wildkatze sei als eine der seltensten einheimischen Säugetierarten durch internationale Abkommen streng geschützt. Ihr Lebensraum seien reich strukturierte Laub- und Mischwälder mit alten Baumhöhlen und einem hohen Totholzanteil. Lebensweise und Ansprüche an ihren Lebensraum machten sie zu einem hervorragenden Indikator für naturnahe Wälder, heißt es weiter. Durch die immer stärker voranschreitende Zersiedlung der Landschaft oder den Bau neuer Verkehrswege lebten Wildkatzen heute zurückgezogen in teilweise stark voneinander isolierten Vorkommen. Das mache es den Tieren schwer, weitläufig zu wandern und neue Lebensräume zu erschließen.

In einer Broschüre des Umweltministeriums der rheinland-pfälzischen Staatsministerin Ulrike Höfken heiße es dazu: “Die Bestände haben sich in den letzten Jahren stabilisiert und lokal sogar leicht ausgebreitet. Diese Tendenz wollen wir durch unser Handeln in Kooperation mit allen verantwortungsbewussten Menschen unterstützen.”

Hierbei komme dem Natura-2000-Gebiet im Altendiezer Wald sowie dem Waldgebiet auf und um den Höchst eine wichtige Bedeutung zu, schreibt Seehaus. Natura-2000-Gebiete seien ein zusammenhängendes europaweites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten. Es setze sich zusammen aus den Schutzgebieten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) und der Vogelschutzrichtlinie.

Seehaus: “Um den notwendigen Schutz der Natura-2000 Gebiete zu gewährleisten, sind die Gebiete durch die europäischen Staaten rechtlich zum Beispiel als Natur- oder Landschaftsschutzgebiet zu sichern. Dies ist bezüglich des Waldgebietes auf und um den Höchst und im Altendiezer Wald durch den Naturpark Nassau gegeben.”

Doch weder das FFH- und Natura-2000-Gebiet im Altendiezer Wald noch die auf und um Höchst, Steinkopf und Blickerstein von Jägern und anderen Naturfreunden regelmäßig gesichteten Wildkatzen, Waldschnepfen, Schwarzstörchen, Uhus, Rotmilane und andere seltene Tierarten hielten die Planer der Windräder davon ab, ihre Pläne weiter zu verfolgen.

In einem von der Betreibergesellschaft eigens bezüglich der Wildkatze in Auftrag gegebenen Gutachten, heiße es, dass während des Kartierzeitraums verschiedener anderer Arten von April bis November 2014 die Wildkatze weder im engeren Untersuchungsgebiet (500 Meter Radius) noch im Umkreis von 1500 Meter um die Anlagenstandorte oder darüber hinaus beobachtet werden konnte. Auch bei nachfolgenden Geländearbeiten im Jahr 2015 seien keine Sichtungen erfolgt. Die Jägerschaft der Region reagiert darauf mit Unverständnis, da Wildkatze und der anderen genannten Arten regelmäßig gesichtet würden.

Unerwähnt bleibe in dem Gutachten, dass negative Auswirkungen auf die mit einem besonders guten Gehört ausgestattete Wildkatze auch durch die Druck- und Schallwellen drohe.

Warum es die Projektierungs- und Betreibergesellschaften unter diesem Vorzeichen dennoch für ohne Weiteres vertretbar hielten, über 200 Meter hohe Wildkraftanlagen in einem Gebiet zu planen und zu bauen, in dem bedrohte Tierarten gesichtet würden, sei unverständlich. Dies dokumentiere ein höchst merkwürdiges Verständnis von einer angeblich ökologischen und naturverträglichen Energiewende.

Quelle: Lokalanzeiger

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