Presse: Horrorszenario: Windkraftwald

Initiative spricht sich gegen 21 mögliche Anlagen zwischen Altendiez und Herthasee aus

ALTENDIEZ. -west- Im Nachbarkreis brachen nach der Flächenausweisung alle Dämme: 260 Anlagen stehen im RheinHunsrück-Kreis.

Ditmar Hanke, um griffige Formulierungen selten verlegen, greift zu einem bemerkenswerten Wort. Wer im Trinkwasserreservoire der Verbandsgemeinde, in einem Quellgebiet mit schützenswerten Laubbaumbeständen, mit Artenvielfalt und Schwachwind bis zu 229 Meter hohe Giganten aufstellen will, sagt der Sprecher der BI, “der begeht ein Verbrechen”. Zum Jahrestag der Gründung am 27. Juli 2016 nennt der Wortführer der Windkraftgegner in einer Versammlung mit Blick zurück und voraus den Wald “eine Säule des Klimaschutzes”. Deutlich mehr als 200 000 Quadratmeter Baumbestand könnten zwischen Altendiez und Herthasee verschwinden, sollten bis zu 21 neue Anlagen errichtet werden. Was der Region droht – Sven Wewer lässt Fotos von Rodungen und Schotterungen aus dem Kuhbett bei Bad Camberg und Filmaufnahmen aus dem Hunsrück sprechen. Mit der Freigabe der Flächen brachen im Nachbarkreis alle Dämme: 260 Windräder stehen bereits und der Bau geht ungetrübt weiter. Am Schadstoffausstoß und einer verlässlichen Energieversorgung, auch das bleibt nicht unerwähnt, haben annähernd 30 000 Windmaschinen in ganz Deutschland bisher nicht, ändern können. Auch an stets steigenden Strompreisen nicht. Erlahmt ist er nicht, der Widerstand gegen den Austausch der Landschaft gegen staatlich geförderte Mega-Anlagen. Obwohl durch die in der Verbandsgemeinde eingestellten Planungen für die Ausweisung von Vorrangflächen der Wind in der Öffentlichkeit nicht mehr so heftig weht, blasen die Projektentwickler beim Landkreis als Genehmigungsbehörde unentwegt für ihre Vorhaben. Die Vertreter der Bürgerinitiativen, die möglichst auch Görgeshausen am gemeinsamen Kampf beteiligen wollen, kommen einmal im Monat zur Besprechung zusammen. Aktuell erschienen ist ein vierseitiger Flyer mit Informationen für die Bürger in den umliegenden Gemeinde und einem Anliegen. Der Aufwand kostet Geld. Teuer könnte es auch für die Region werden. Zwischen 500 und 2000 Liter – die Angaben in Gutachten gehen auseinander – dürften über jede einzelne Anlage an Schmierstoffen und Kühlmittel “relativ schnell ungefiltert ins Trinkwasser gelangen”, weist Peter Sehr darauf hin, dass die Ortschaften über eine Ringleitung mit dem Trinkwasserreservoire der Verbandsgemeinde vernetzt sind. Ein geologisches Gutachten, auch darauf verweist Hambachs Ortsbürgermeister, wurde bei Offenlegung der (eingestellten) Planungen zur Fortschreibung des Flächennutzungsplanes nicht vorgelegt, ebenso wenig wie das Ergebnis über die Messungen zur Windhöffigkeit. Für Erstaunen unter den Versammlungsteilnehmern sorgt Klaus-Hermann Wilbert. Der hat über die Ortsgemeinde erfahren, dass für zwei Anlagen im Eisenkehl keine Bauanträge gestellt wurden und aus den sehnlichst erhofften Pachteinnahmen für Standorte im Gemeindewald nichts wird. Nicht viel schlauer ist der führende Vorsitzende des VfL Altendiez auch bezüglich abgeschlossener Verträge über die Wegenutzung. Aus den Vereinbarungen, über die beide Seiten angeblich Stillschweigen vereinbart haben, soll hervorgehen, dass im Jahr des Baubeginns eine Einmalzahlung erfolgt. Peter Sehr gibt einen Anhaltspunkt aus Hambach: Dort wurde ein Angebot über 800€ später auf 1200€ erhöht.

Erweiterter Holzeinschlag mit Schwerlastverkehr hat die Wege jedoch schon jetzt erheblich strapaziert, heißt es weiter. Ditmar Hanke blickt auf die Chronologie der Aktivitäten zurück, auf das erste öffentliche Treffen mit 30 Bürgern, die Unterschriftensammlung (mit 1280 Unterzeichnern und weiteren 980 aus der Esterau), die Bürgerversammlung mit 600 Teilnehmern, rund 200 Einwendungen gegen die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes, die zweite Bürgerversammlung, 70 Teilnehmern beim Waldbegang zu den Standorten, die zweite Unterschriftensammlung ausschließlich unter wahlberechtigten Altendiezer Bürgern mit 1012 Unterzeichnern, den Hinweisen der Naturschutzbehörden zum Stopp der Flächennutzungsplanungen im Naturpark Nassau und den einstimmigen Beschluss des Verbandsgemeinderates zum Ende der Vorranggebiete im Dezember. In diesem Jahr hat die BI Kontakt zu den im Landtag vertretenen Parteien aufgenommen, bei Roten Sonntag vor der Lahnblickhalle demonstriert und einen Info-Stand an Lichte Eichen organisiert. Auf rund 120 Millionen € soll sich das Investitionsvolumen für die 21 Anlagen belaufen. Hankes Schlusswort dazu: “Es schafft nicht einen einzigen Arbeitsplatz in der Region.”

Quelle: Lokalanzeiger

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