Windkraft-Baustelle im Kirberger Wald inspiziert

Autor: Thilo Heffen

Gemeinsame Aktion verschiedener Initiativen in Kaltenholzhausen

Im Kirberger Wald entstehen drei Windkraftanlagen, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen sollen. Über die Bauarbeiten und die Auswirkungen auf die Natur informierten jetzt verschiedene Initiativen. Foto: Thilo Heffen

Kaltenholzhausen/Kirberg. Es ist wolkenverhangen und regnerisch an diesem Tag. Trotzdem stehen rund 20 Leute auf dem Parkplatz des Sportplatzes Kaltenholzhausen. Sie alle sind der Einladung gefolgt, sich die Arbeiten an der Windenergieanlage (WEA) im Kirberger Wald und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Natur anzuschauen.

Eingeladen haben der „Verein Gegenwind Höchst“ und die „Initiative für Altendiez“ im Verbund mit der Bürgerinitiative (BI) „Hirschberg gegen die Umzingelung“, BI Kaltenholzhausen, BI Einrich und die Ortsgemeinde Hambach. Vertreter der Betreibergesellschaft oder aus der Politik sind nicht vor Ort. „Es geht heute nicht darum, das Thema Windkraft grundsätzlich zu diskutieren“, so Dr. Frank Beerwerth, der Vorsitzende des Vereins „Initiative zur Erhaltung der schutzwürdigen Landschaft von Kaltenholzhausen ohne Windindustrieanlagen“, „wir wollen bei diesem Spaziergang nur zeigen, welche Auswirkungen der Bau der Anlage auf unseren Wald und die Natur hat.“

Gemeinsam geht es zu Fuß vom Parkplatz Richtung Baustelle. Auf dem Weg dorthin umreißt Ditmar Hanke von der „Initiative für Altendiez“ den Standpunkt der Kritiker. „Wir sind natürlich nicht gegen Windkraft oder andere alternativen Energien“, erklärt er, „aber der Schlüssel nennt sich ,intelligente’ Energieversorgung. Es geht uns darum, dass Windkraft dort sinnvoll eingesetzt wird, wo sie der Natur nicht schaden kann und wo sie innerhalb einer klar erforschten Prozesskette, zusammen mit der Speicherung des erzeugten Stroms und alternativen Formen wie der Fotovoltaik, eingesetzt wird.“

Klimawandelleugner finden sich in dieser Gruppe nicht. Allen ist die Dringlichkeit, mit der eine Wende der Energieversorgung aufgrund der Einmischung des Menschen in die Natur herbeigeführt werden muss, sehr wohl bewusst. Nur nicht um jeden Preis. Das Aufstellen von Windenergieanlagen in einem ausgewiesenen Schwachwindgebiet wie in der Umgebung von Kaltenholzhausen oder Altendiez macht für keinen hier Sinn. Zudem bergen die hier im Bau befindlichen Anlagen vom Typ „Nordex N 149“ -– die mit einer Höhe von knapp 239 Metern die größten On-Shore-Anlagen sind – unter Umständen noch ganz andere Gefahren. Denn die Wälder sind auch die Trinkwasserspeicher der Region.

„Es besteht durchaus die Gefahr, dass durch Bodenverdichtung die Trinkwasserquellen versiegen könnten“, meint Beerwerth. „Ein geologisches Gutachten dazu muss aber noch gemacht werden.“ Ein Szenario, das nach Angaben der BI nicht weit hergeholt scheint, bei allein rund 120 Tonnen Bewehrungsstahl und 780 Kubikmetern Beton, die pro Anlage nötig sind, nur um eine stabile Grundlage für das Windkraftrad zu schaffen. Bei den geplanten Anlagen im Kirberger Wald und im Umkreis ein möglicher Faktor. Aber viel gravierender sind nach der Meinung der Anwesenden die Auswirkungen auf die Tierwelt. Zum Beispiel gilt das Areal Kaltenholzhausen als Schlafplatz des Rotmilans, eines von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als bedroht eingestuften Greifvogels. Dieser suche sich immer den höchsten Schlafplatz, so ein Teilnehmer, und das waren bisher in der Regel die Strommasten. Mit der Errichtung der WEA aber ändere sich das. Nun würden die Vögel versuchen, sich auf die Spitzen der Windräder zu setzen, könnten aber die schnell laufenden Rotoren der Anlagen nicht wahrnehmen. Schwere oder tödliche Verletzungen seien die Folgen.

Auch berichten einige der Teilnehmer des Spaziergangs von gesundheitlichen Schäden, die ihrer Meinung nach auf die Folgen der WEA und den von ihnen erzeugten Infraschall zurückzuführen sei. Aber obwohl es in Deutschland, das laut Ärzteblatt „die dritthöchste Windenergieerzeugungskapazität auf der Welt besitzt“, momentan nur zwei Studien dazu gäbe, zeigten Beobachtungen an den unterschiedlichsten Organen „messbare Effekte von Infraschall“. Auf diesem Gebiet sei also weiterhin viel Forschung nötig.

Ob Gegner und Befürworter solcher Anlagen langfristig gleichermaßen zufrieden sein können, bleibe abzuwarten. „Das komplexe Thema Klimaschutz muss verantwortungsvoll behandelt werden“, so Ditmar Hanke, „es darf keine Schnellschüsse seitens der gewählten Politiker geben, sondern intelligente Denkanstöße sind nötig, um Lösungen im Sinne des Gemeinwohls zu erreichen.“

„Uns geht es darum, dass Windkraft dort sinnvoll eingesetzt wird, wo sie der Natur nicht schaden kann.“

Ditmar Hanke von der „Initiative für Altendiez“

Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Lahn-Zeitung.

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