Presse: Grüne diskutieren lieber unter sich

Späterer Gesprächsbedarf: Mahnwache der Windkraftgegner in Zollhaus sorgt für Aufsehen

-von Burkhard Westerweg-

ZOLLHAUS. Ein Neujahrsempfang, der trotz öffentlicher Ankündigung plötzlich intern sein soll. Politische Veranstaltungen, die stattfinden, während andere nicht erwünscht sind. Genehmigungen, die zwischen morgens 9 und nachmittags 16 Uhr aufwendig ausgehandelt werden. Um den Neujahrsempfang der Kreis-Grünen im Kulturhaus Kreml in Zollhaus ranken sich merkwürdige Umstände.

Es beginnt mit der Absage von Roger Schimanski. Der will auf Anfrage von Klaus-Hermann Wilbert (Bürgerinitiative Altendiez) den Parkplatz am Kulturhaus nicht für eine von Windkraftgegnern geplante Mahnwache zur Verfügung stellen. Auf dem Privatgelände duldet der Vorstand des Kulturhaus-Trägers und Grundeigentümer keine politischen Veranstaltungen. Dass es sich beim Neujahrsempfang des Kreisverbandes der Grünen aber genau darum handelt, lässt Schimanski nicht gelten: „Die zahlen Miete“, es sei ein Treffen „hinter verschlossenen Türen“, heißt es im Gespräch mit dem Vertreter der Bürgerinitiative. Mietzahlungen bietet auch Wilbert an, doch es bleibt beim Nein.

Windkraftgegner bleiben hartnäckig

In der Folge setzen langwierige Verhandlungen mit dem Ordnungsamt des Landkreises ein. Nach stundenlangen Telefonaten, Email-Verkehr und einer ins Luftbild eingezeichneten Örtlichkeit wird die Kundgebung unter freiem Himmel per Vollzug des Versammlungsgesetzes unter Auflagen genehmigt: Der Zeitraum ist festgelegt, der Aufenthaltsort (auf dem Bürgersteig gegenüber dem Kreml vor Hausnummer 9), die Teilnehmerzahl, die Hilfsmittel wie Transparente und Flugblätter und der Zweck der Kundgebung: Information über die Problematik beim Bau von Windparks im Naturpark Nassau. Posten in Warnwesten müssen vor und hinter den Teilnehmern die uneingeschränkte Nutzung von Straße und Gehweg gewährleisten.

Mehr als 60 Windkraftgegner der Bürgerinitiativen Altendiez, Hirschberg, Burgschwalbach, Vertreter der Ortsgemeinde Hambach, aus den Höchstgemeinden und weitere Sympathisanten finden sich ein. Unter ihnen erstmals auch Bernd Seel von der IG-Wind „Naturpark statt Windpark“ aus Aarbergen. Gekommen sind sie, weil die Grünen mit Parteifreund Thomas Griese den verantwortlichen Staatssekretär im Mainzer Umweltministerium eingeladen haben. Der frühere Arbeitsrichter ist in Sachen Windkraft für viele „fast dogmatisch“ unterwegs.

Grund für die Windkraftgegner im Naturpark, so drückt es BI-Sprecher Sven Wewer aus, mit Transparenten und kurzen Ansprachen auf die aus ihrer Sicht nicht kompatible Haltung der Grünen in Sachen Umweltschutz hinzuweisen. So spricht Wewer, einer der beiden Sprecher der Bürgerinitiative Altendiez, vom Erhalt der schützenswerten Natur, insbesondere dem Schutz der seltenen Vogelarten, der Trinkwasserreservoire und der wertvollen kulturhistorischen Landschaften. All das sei durch 21 geplante Windenergieanlagen allein in der Verbandsgemeinde Diez und einen Holzeinschlag von über 160 000 Quadratmetern Waldfläche gefährdet. „Ich möchte hier nicht zusammen mit fast 300 Windrädern in einer Windindustrielandschaft leben wie die Menschen im benachbarten Rhein-Hunsrück-Kreis“, ruft der Sprecher durchs Megafon.

Wewer forderte eine kritische Hinterfragung der Windenergieindustrie. Alternative Energiegewinnung sei notwendig, aber dort unsinnig, wo sie zerstöre, was sie bewahren soll. Der Sprecher: „Wir haben mittlerweile rund 29 000 Windräder in Deutschland. Dafür wurden schon massenhaft Wälder und Naturlandschaften geschädigt, geopfert und zerstört, die Lebensgrundlagen und die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdet.“ Trotz dieser hohen Anzahl an Windrädern würden jährlich viele Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre ausgestoßen.

Grüne: Gespräch zu einem späteren Termin

Noch vor dem Ende der Kundgebung und dem Beginn des Empfangs teilt Grünen-Sprecher Leo Neydek Hambachs Ortsbürgermeister Peter Sehr mit, dass eine Teilnahme der BI-Mitglieder ausdrücklich nicht erwünscht sei. Bei dem Treffen handele es – anders als in Einladungen und öffentlichen Ankündigungen dargestellt – um eine geschlossene Veranstaltung. Als Sven Wewer die Ausladung durchs Megafon verkündet, ertönen Buhrufe. „Feiglinge“ wird gerufen. Allerdings bietet Neydek den Bürgerinitiativen ein Gespräch mit Staatssekretär Griese und Fraktionschef Bernhard Braun zu einem späteren Zeitpunkt und an einem anderen Ort an. Das Angebot wird angenommen. Die Polizei, die routinemäßig vor Ort ist, kann später notieren: keine besonderen Vorkommnisse.

Quelle: Lokalanzeiger

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